TY - JOUR AU - Haas, Jean Nicolas AU - Giesecke, Thomas AU - Karg, Sabine PY - 2003/06/01 Y2 - 2024/03/29 TI - Die mitteleuropäische Subsistenzwirtschaft des 3. bis 2. Jahrtausends v.Chr. aus paläoökologischer Sicht JF - Journal of Neolithic Archaeology JA - JNA VL - IS - SE - Articles DO - 10.12766/jna.2003.2 UR - https://www.jna.uni-kiel.de/index.php/jna/article/view/2 SP - AB - Über die Subsistenzwirtschaft der Bevölkerung des 3. und 2. Jahrtausends v. Chr. (dem Ende der Jungsteinzeit und dem Beginn der Bronzezeit) liegen bislang nur wenige bioarchäologische Daten vor. Die augenscheinliche Dominanz von Gräbern und Grabfunden und das fast vollständige Fehlen von Siedlungsnachweisen für diese Zeit führt seit mehr als 70 Jahren zu Diskussionen und verschiedenen Erklärungsmodellen. Eine dieser Hypothesen geht davon aus, dass die Menschen der Schnurkeramik- und Glockenbecherzeit Viehhirten waren und als ein reisendes Volk von Bogenschützen angesehen werden müssen. Dem stellen wir hier Resultate aus gut datierten paläoökologischen Untersuchungen entgegen, die klar beweisen, dass in Mitteleuropa (zwischen der Schweiz und Dänemark, sowie zwischen Rhein und Oder) im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. ein voll funktionierendes Landwirtschaftssystem existiert hat. Dies bedeutet auch, dass die Siedlungen permanent bewohnt waren und die Bewohner auf den lokalen Anbau von Kulturpflanzen (z.B. Getreide und Hülsenfrüchte) und auf Viehhaltung spezialisiert waren. Mit Hilfe der Pollenanalysen aus dem Großen Treppelsee ́ in Brandenburg (Deutschland) kann das Vorhandensein von mehreren Landwirtschaftsphasen und einer ersten Form von Grünlandwirtschaft zwischen 3200 und 800 v. Chr. gezeigt werden. Diese paläoökologischen Resultate ermöglichen ein besseres Verständnis dieser Zeitepoche, die zudem durch Neuerungen in der Tischkultur (u.a. das Auftreten von neuen Geschirrformen) und durch die Düngung von Landwirtschaftsflächen charakterisiert wird. Somit ist das augenscheinliche oder effektive Fehlen von archäologisch nachgewiesenen<br />Siedlungen entweder durch schlechte Erhaltungsbedingungen und Forschungsstrategien begründet, oder aber auf neue Vorlieben in der Auswahl von Siedlungslagen, Bauweise und/oder Abfallentsorgung zurückzuführen.<br /> ER -